Das Ende des russischen Superpanzers T-14 (2024)

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Das Ende des russischen Superpanzers T-14 – und die abenteuerliche Begründung dafür

Der in Russland einst als «Wunderpanzer» gefeierte T-14 Armata wird definitiv nicht mehr in der Ukraine eingesetzt, sagt ein Rüstungsmanager. Die Begründung dafür ist allerdings ziemlich abenteuerlich.

Bojan Stula / ch media

Vielleicht ist es ja nur eine Maskirowka, eines der berüchtigten russischen Täuschungsmanöver. Doch angesichts der Vorgeschichte spricht vieles dafür, dass Rüstungsmanager Sergei Tschemesow die Wahrheit sagt. Der Leiter des staatlichen russischen Rüstungskonglomerats Rostec wird zum Wochenbeginn von verschiedenen Medien mit der Aussage zitiert, sein Land werde Kampfpanzer vom Typ T-14 Armata nicht mehr gegen die Ukraine einsetzen.

Tschemesow betont zwar, wie der Armata in Sachen Funktionalität jedem anderen Panzertyp der Welt überlegen sei. «Doch er ist zu teuer, weswegen ihn die Armee jetzt kaum noch einsetzen möchte.» Stattdessen würde die russische Armee das günstigere Vorgängermodell T-90 bevorzugen und die Neuentwicklung von effizienteren Panzertypen vorantreiben, sagte der Rostec-CEO zur Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Tschemesows Kostenargument sorgt in westlichen Expertenkreisen für ziemliche Belustigung. Schliesslich hat Kreml-Herrscher Wladimir Putin gerade erst das russische Militärbudget auf 30 Prozent aller Staatsausgaben fast verdoppelt und scheut bei der Umstellung auf Kriegswirtschaft auch sonst keine Ausgaben. Vielmehr dürfte das Ende des T-14 deshalb offiziell geworden sein, weil sich die angeblich revolutionäre Neuentwicklung als Fehlkonstruktion erwiesen hat.

Bereits im vergangenen September vermeldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass, dass der Armata zurück ins Depot müsse: «Mehrere Fahrzeuge haben an Kampfhandlungen teilgenommen, um zu erfahren, was der Panzer leisten mag. Danach sind die Panzer von der Frontlinie zurückgezogen worden», zitierte Tass damals eine anonyme Quelle aus russischen Armeekreisen. Eine andere wurde mit den Worten zitiert:

«Die notwendigen Tests am T-14 dauern an.»

«Ein Panzer für Selbstmörder» – schutzlos gegen Angriffe von oben

Laut russischen Angaben wurde der Armata im Frühjahr 2023 in der Ukraine zur indirekten Feuerunterstützung eingesetzt, ohne in die vorderste Kampflinie geworfen worden zu sein. Dafür habe er «einen verstärkten Seitenschutz» erhalten. Dieser Einsatz nur «in zweiter Reihe» deckte sich mit früheren Berichten über die Unzufriedenheit russischer Panzerbesatzungen wegen dessen hoher Pannenanfälligkeit.

Als besonders problematisch gelten am T-14 das Getriebe, das Feuerleitsystem und die Optiksysteme. Allerdings ist nie ein verifizierter Bildbeweis aufgetaucht, der den Einsatz in der Ukraine tatsächlich bestätigt hätte. Der ukrainische Militäranalyst Oleksandr Kowalenko bezeichnet den Armata abschätzig als «Panzer für Selbstmörder», weil er insbesondere gegen Angriffe von oben durch Drohnen und moderne Panzerabwehrraketen «vollkommen schutzlos» sei.

Bis auf den heutigen Tag ist unklar, wie viele T-14 überhaupt gebaut worden sind. Westliche Panzerexperten gehen von maximal zwei Dutzend Vorserien-Fahrzeugen aus, tendenziell eher weniger. Ohnehin ist die Entstehung des erstmals 2015 an der Moskauer Maiparade vorgestellten «Wunderpanzers» von einer technischen Leidensgeschichte geprägt: Ursprünglich war geplant, bis 2024 rund 2300 T-14 zu bauen und diesen als neuen Standardpanzer der russischen Armee einzuführen.

Im April 2020 kündigte der russische Vize-Regierungschef und Industrieminister Denis Manturow den Beginn der Serienproduktion für 2021 an. Im Sommer 2021 hiess es dann von selber Stelle, die Serienproduktion würde 2022 starten und bis Ende 2022 würden sämtliche Tests abgeschlossen sein. Doch für ein erfolgreiches Anlaufen des Bauprogramms gab es nie irgendwelche Anzeichen.

Stattdessen machten zahlreiche Berichte von Pannen und Ausfällen die Runde, unter anderem im Vorfeld der Siegesparade von 2015 selbst. Ausserdem wurde der Hersteller Uralwagonsawod von finanziellen Problemen heimgesucht, was sich negativ auf die Entwicklung des 48-Tonnen-Gefährts auswirkte.

Das Fachportal «Military Watch Magazine» berichtete nach dem Überfall auf die Ukraine, wie westliche Sanktionen die Herstellung zusätzlich erschweren würden. Nichtsdestotrotz wurde der T-14 noch im vergangenen Herbst am russischen Militär-Technik-Forum «Armee 2023» in Moskau als zukunftsweisendes Waffensystem vorgeführt.

An gleicher Stelle war bereits 2022 vom staatlichen Waffenhändler Rosoboronexport eine Exportversion vorgestellt worden, an der Syrien Interesse bekundet haben soll. Doch nach der aktuellen Ansage von Rüstungschef Tschemesow dürfte der Armata jetzt in Russland definitiv abgeschrieben und höchstens gut genug fürs Panzermuseum sein.

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